Diagnose Hashimoto, wenn die Schilddrüse verrückt spielt und der lange Leidensweg zur Diagnose

Der lange Weg von einer Ahnung zur Gewissheit

Es ist nicht so, dass ich keine Vorahnung hatte, dass da etwas mit mir und meiner Schilddrüse nicht stimmen könnte. Immerhin lebt meine Mutter schon seit vielen Jahrzehnten mit der Diagnose Hashimoto und die Symptome waren mir daher gut vertraut. Allerdings ist es von der Ahnung, es könnte etwas in dieser Richtung sein und der Kraftakt, einen Arzt zu finden, der mir zuhört und das Gesamtbild meiner Beschwerden erfassen mochte, ein sehr langer und beschwerlicher Weg gewesen.

Autoimmunerkrankung… wenn die Schilddrüse zum Feind im eigenen Körper wird

Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung, bei welcher die Schilddrüse als Feind im eigenen Körper angesehen wird und sich im schlimmsten Fall selbst zerstört. Die Auswirkungen durch eine Hashimoto Erkrankung sind vielschichtig und wirken sich auf den gesamten Körper aus, da in der Schilddrüse Schilddrüsenhormone produziert werden, welche den Stoffwechsel, den Hormonhaushalt, das Wohlbefinden, im Grunde genommen quasi alles steuern und beeinflussen.

Bei mir begann wohl alles mit einer starken Grippe vor einigen Jahren, welche die Schilddrüse angegriffen und nachhaltig beschädigt hat. Daraus entwickelte sich der Hashimoto. Anfangs komplett unbemerkt und durch den bewegten und oft stressigen Alltag mit meinen 4 Männern und deren eigenen Baustellen, schon ich die ersten Anzeichen wie Abgeschlagenheit und Unlust, etwas in der Freizeit zu unternehmen, eben auf diese Tatsachen. Hat ja jeder mal so einen kleinen Durchhänger und ich habs die erste Zeit auch einfach ignoriert.

Hormonelle Veränderungen – wenn das Leben zur Qual wird

Vor etwa 3 Jahren dann kamen die ersten gynäkologischen hormonellen Einschränkungen und bis dahin musste ich mich zwar im Alltag immer wieder zu normalen Dingen zwingen, wäre ich oft gern einfach auf der Couch sitzen geblieben oder früh schlafen gegangen, so begleiteten mich nun dauerhafte, sehr starke Blutungen die meiste Zeit über. Auch hier muss ich gestehen, habe ich Anfangs erstmal abgewartet und gedacht, das würde sich von selbst wieder einpendeln. Hat es aber nicht und irgendwann konnte ich 25 Tage im Monat kaum noch oder gar nicht mehr aus dem Haus gehen und in den paar Tagen, in denen ich mal nicht blutete war ich komplett erschöpft und wollte einfach nur schlafen.

Ich konnte nichts mehr langfristig planen, Schwimmbadbesuche, Sauna, Wellness oder Tagesausflüge waren immer Tagesformabhängig und die diversen Gynäkologen, die ich aufsuchte hatten immer nur eine Lösung parat. Nämlich eine Behandlung mit Gelbkörperhormonen. Diese halfen zwar jedes Mal kurzfristig und sorgten für ein Durchatmen und Erholen, verschafften mir aber auch mit jeder Einnahme einige weitere Kilos auf den Hüften und nach spätestens 7 oder 8 Monaten begann der Spass von Neuem.

Ich habe alles ausprobiert, was die Naturheilkunde so hergibt von Globuli über Mönchspfeffer, Himbeerblättertee etc etc. Besser wurde es nicht. Diverse Besuche bei verschiedenen Hausärzten bescherten mir ungläubige Blicke, handelte es sich doch um ein gynäkologisches *Problem*. Einen Zusammenhang zur Abgeschlagenheit, den Stimmungsschwankungen, der Gewichtszunahme und weiteren wollte niemand herstellen. Mir wurde mal ein Burnout, mal ein Hausfrauensyndrom diagnostiziert oder besser gesagt angedichtet und so nahm ich erstmal hin, dass ich wohl immer wieder zu Gelbkörperhormonen greifen und mich damit arrangieren musste.

Auch stetige, immer wiederkehrende Wassereinlagerungen, vor allem im Sommer in den Füssen und Gelenken machten mir das Leben schwer. Auch hier wurde mir suggeriert, dass ich selbst schuld daran sei, denn ich müsse halt mal mein Gewicht reduzieren und mich einfach endlich mehr bewegen, dann würde das Problem von selbst verschwinden. Was auch immer ich entgegnete wurde gar nicht beachtet. Dicke behaupten ja immer, sie würden Sport treiben, seien agil und glücklich und würden nicht den ganzen Tag damit verbringen, dem nächsten Snack entgegen zu fiebern 😉 .

Ein letzter Versuch und die Hoffnung auf eine Diagnose

Vergangenes Jahr dann wurde es immer schlimmer. Im September begann ich mal wieder pausenlos zu bluten, ich nahm weitere 8kg in kurzer Zeit zu und konnte mich nur noch dazu zwingen, die Jungs zu versorgen, wobei ich mich jeden Tag wirklich selbst überreden musste, den einen Kilometer langen Schulweg mit unserem Lütten zu bewältigen. Am Liebsten hätte ich mich in einer Höhle vergraben und nichts mehr getan. Rund um die Weihnachtszeit funktionierte ich lediglich nur noch. Morgens schaute mir mein Spiegelbild mit verquollenen Augen entgegen und ich fasste mir ein Herz und beschloss, noch einmal einen Versuch, zeitgleich bei einer neuen Gynäkologin und einem Hausarzt mit Spezialgebiet Schilddrüse zu starten.

Ich schilderte also beiden meine Beschwerden und endlich bekam ich den Hausarzt auch dazu, dass mir mal Blut abgenommen wurde und ein grosses Blutbild inklusive der Schilddrüsenwerte gemacht wurde. Zeitgleich nahm ich mal wieder Gelbkörperhormone, damit die Blutungen aufhörten. 

Bereits 1 Tag später rief mich der Hausarzt an, ich solle sofort in die Praxis kommen, wo mir erklärt wurde, dass ich einen Hashimoto habe, die Schilddrüsenwerte richtig scheisse seien, wir einen Ultraschall der Schilddrüse machen würden und sofort mit der Eindosierung von Schulddrüsenhormonen beginnen würden. Ich war erleichtert, denn endlich machte alles einen Sinn und es gab einen Arzt, der das genauso sah. Von nun an muss ich also den Rest meines Lebens jeden Morgen eine Tablette schlucken. Es gibt schlimmeres … ich habs erlebt. 😉 

4 Wochen später musste ich erneut zur Blutabnahme, mein Arzt war im Urlaub, es handelt sich hier um eine Gemeinschaftspraxis, und so bekam ich von einem anderen Arzt der Praxis Freitags nachmittags die Aufforderung per Post, mir umgehend einen Termin geben zu lassen. Mit den Blutwerten stimme etwas nicht. So eine Nachricht übers Wochenende vor sich herzuschieben ist gelinde ausgedrückt absolute Scheisse! 

Montag früh schlug ich einfach in der Praxis auf, ich wollte das geklärt haben. Mit dramatischem Blick wurde mir gesagt, meine Blutwerte seien sehr schlecht, ich leide unter Blutarmut und wenn er raten müsse, würde er auf Darmkrebs tippen. Na danke auch! Ich musste mich kurz sammeln, dann erklärte ich auch ihm, dass ich seit gut 3 Jahren quasi durchgeblutet hatte und es vielleicht daran liegen könnte. Wirklich hören wollte dieser Arzt das nicht, obwohl es mir weitaus logischer erschien. Er verschrieb mir hoch dosierte Eisentabletten und gab mir einen Kack-Test … im wahrsten Sinne des Wortes 😉 mit nach Hause. 

Ich holte mir die Eisentabletten, warf die erste gleich ein, und las mir den Test erstmal durch. Ich fragte mich echt, was das sollte, denn als erstes stand dort, dass dieser Test positiv auf nicht sichtbare Spuren im Stuhlgang anschlage, allerdings auch dann, wenn man Eisenpräparate zu sich nehme oder innerhalb der vergangenen 5 Tage verschiedene Lebensmittel, wie Brokkoli zu sich genommen hatte. BINGO! Was bitte soll ich mit einem Test, der so oder so positiv anschlagen würde? Ich hab den Test ins Handschuhfach geworfen und bin meiner Intension gefolgt, dass der besagte Blutmangel mit dem Hashimoto und den Auswirkungen auf meinen Hormonhaushalt zusammenhängen muss.

Der 2 Wochen später folgende Bluttest bestätigte diesen Verdacht, denn der Blutmangel erholt sich langsam durch die Eisentabletten. Übrigens sind Eisentabletten nicht meine Freunde und ich bin froh, dass ich sie inzwischen, 8 Monate später, nicht mehr nehmen muss. Mein Gedärm machte permanent grummelnde Geräusche und die Tatsache, dass schwarzer Stuhlgang von Eisentabletten kommt und nicht auch noch Darmkrebs bedeutete, musste ich mir erst ergooglen 😉 .

Und nun? Wie geht es mir heute mit Hashimoto?

Inzwischen geht es mir langsam wieder besser. Ich habe noch immer nicht komplett zu meiner alten Form, weder körperlich noch geistig 🙂 zurückgefunden aber ich habe wieder Spass am Leben und gehe gerne raus. Mein Zyklus ist endlich wieder normal *TSCHAKKA* und ich fühle mich einfach gut. 

Heute weiss ich auch, dass ich vergangenen Winter kurz vor dem Kollaps und einem Totalausfall stand. Von der Adventszeit weiss ich nur noch wenig und an viele Gespräche aus dieser Zeit erinnere ich mich überhaupt nicht mehr. Ich lief komplett auf Autopilot. Musste mich fast jeden Nachmittag hinlegen, nachdem ich mich durch den Morgen und den Vormittag mit Kids zur Schule bringen, Putzen, Kochen und Einkaufen gequält hatte, da ging gar nichts mehr. Immer wieder hatte ich Phasen, in denen ich versuchte so zu funktionieren, wie immer. Aber das Gefühl, dass ich es nicht schaffe und einfach nicht kann, war so übermächtig und allgegenwärtig, dass es mich komplett gelähmt hat. Gleichzeitig fühlte ich mich als absolute Versagerin, bekamen andere Mütter das doch auch alles gewubbt. Eine ewige Spirale aus Verzweiflung und Selbstdruck. 

Ich möchte an dieser Stelle noch erwähnen, dass ich hier keine fundierten Diagnosen geben möchte und kann, ich schildere lediglich meine subjektiv gemachten Erfahrungen der vergangenen Jahre. Eine Schildrüsenunter- oder Überfunktion, sowie ein Hashimoto muss immer ärztlich abgeklärt und entsprechend behandelt werden. Solltet ihr den Verdacht haben, dass etwas nicht stimmt, dann drängt bitte euren behandelnden Arzt dazu, euch Blut abzunehmen und lasst es abchecken. Bleibt hartnäckig und lasst euch nicht abwimmeln. Am schlimmsten fand ich die Tatsache, dass mir lange niemand zuhören wollte und ich als gelangweilte oder überforderte Mutter abgetan wurde. Immerhin bin ich ja auch nur Bloggerin, quasi ein besseres Hobby und langweile mich sonst lediglich den halben Tag, während ich darauf warte, dass meine Männer nach Hause kommen. *IRONIE OFF* 😉

Achtet auf euch und hört auf euer Bauchgefühl und euren Körper.

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5 thoughts on “Diagnose Hashimoto, wenn die Schilddrüse verrückt spielt und der lange Leidensweg zur Diagnose

  1. Hallo Frini,
    bei mir wurde erst nach vielen Arztbesuchen eine Schilddrüsenüberfunktion festgestellt, die dann zur Teilentfernung der Schilddrüse führte. Ich fürchte die Schilddrüse haben viele Ärzte nicht richtig im Blick.
    Alles Gute wünscht Dir
    Elke

    1. Liebste Elke,

      das tut mir leid für dich, ich hoffe es geht dir heute wieder gut.
      Das Gefühl, dass die Schilddrüse oft von vielen Ärzten *missachtet* wird habe ich tatsächlich auch. Auch die Beachtung aller Symptome ist echt schwierig. Ich weiss gar nicht, wie oft ich mir anhören durfte *Das ist ein gynäkologisches Problem, da müssen Sie zu Ihrem Frauenarzt gehen! Damit habe ich ( Internist ) nichts zu tun!*. Doch, hätte ich oft gerne geschrien, denn es war eines von vielen Symptomen und nur zweitrangig ein gyn. Problem.

      Alles erdenklich Gute für dich!

      Liebste Grüße
      Andrea *Frini*

  2. Es dauert immer ewig bis die Ärzte die Schilddrüse untersuchen , schön das es bei dir auch endlich gefunden wurden ist .

    Meine Hausärztin hatte es ziemlich schnell bei mir in Verdacht und ich habe eine Schilddrüsenunterfunktion , seid 5 Jahren.
    Zuerst habe ich auch Tabletten genommen,, durch meine anderen Medikamten war es gar nicht so einfach.
    Seit 1 Jahr nehme ich keine mehr, weil die sich mit den anderen Medikamenten nicht vertragen, alles sehr kompliziert . Aber meine Werte sind jetzt ganz Okay und werden regelmäßig kontrolliert.
    Die Medikamente dich ich einenehme stabilisieren auch die Schilddrüse,, somit geht es.
    Was auch immer gut ist wenn die Ärzte gut zusammen arbeiten.
    Ich wünsche dir das du bald noch mehr Kraft hast und alles Liebe

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